Das Schöne im Schrecklichen

Psychische Krankheiten in einem Hochglanzmagazin. Schwachsinn? Anxy Mag machts einfach.

Zweimal im Jahr erscheint Anxy als Printmagazin. Optisch erinnert es an aufwändige Modemagazine oder Bildbände: Stylisch und schön. Doch der Inhalt zwischen den Zeilen ist alles andere als „très chic“. Zumindest wenn man von den Vorurteilen ausgeht. Was kann man psychischen Krankheiten schon Schönes abgewinnen? Jede Ausgabe befasst sich mit einem Themenfeld rund um psychische Erkrankungen. So dreht sich in der Debutausgabe, die im Mai 2017 erschien, alles um Anger, zu Deutsch: Zorn. Ärger. Wut. Das Cover ziert ein Porträt – von oben bis unten mit Stacheln besetzt. Lediglich die Silhouette erinnert noch an einen menschlichen Körper.

Die zweite Ausgabe ist dem Workaholism gewidmet. Dass Überarbeitung zu Burnout führen kann, ist heutzutage in allen Köpfen angekommen. Unter anderem auch bei Indhira Rojas, der Gründerin von Anxy Mag. Sie war selbst davon betroffen und will mit dem Magazin nun anderen eine Plattform geben. „Wir versuchen nicht, komplexe Dinge zu verhübschen, sondern zu zeigen, dass es auch mitten im Chaos Schönheit gibt“, erzählt sie in einem Interview für das SZ Magazin. Und weiter: „Wir erzählen unsere Geschichte, ohne dass sie unbedingt ein Happy End oder eine Lösung anbieten muss. Es geht darum, zu teilen was uns widerfahren ist.“ Psychoratgeber sucht man bei Anxy also vergebens.

Der Trailer ruft zum Spenden auf. Anxy wird durch Crowdfunding finanziert. | Video: Ashley – Voice Over, Vimeo

Ausgabe drei thematisiert Grenzen, Boundaries. Sie begegnen uns ständig im Alltag und bestimmen unser Leben. Doch wie entstehen sie eigentlich? Auf der Website von Anxy finden sich neben der Vorschau der Magazine nur einige wenige Texte. Die Gründer:innen setzen bewusst auf Print, wollen weg von der Rastlosigkeit in der Onlinewelt. Für jede Ausgabe starten die Macher:innen des Magazins einen Aufruf. Sie geben das Thema bekannt und warten auf Einsendungen von freien Journalist:innen, Fotograf:innen und Illustrator:innen. Das Magazin erscheint bisher nur auf Englisch, weitere Sprachen stehen auf der To-Do-Liste.

Die nächste Ausgabe kommt im Frühjahr 2019 und handelt vom Thema Männlichkeit, Masculinity. Was zählt überhaupt als männlich? Wie beeinflussen männliche Eigenschaften uns und unsere Umwelt? Ist alles männliche gleichzeitig weniger weiblich? Fragen über Fragen. Und vielleicht ein ergänzender Part in der feministischen Debatte.

Anxy setzt sich zum Ziel, Gespräche über psychische Gesundheit zu normalisieren. Laut der Macher:innen leben Betroffene jahrelang im Irrglaube, sie seien die einzigen, die „nicht normal“ sind. Dabei ist eine psychische Erkrankung kein Einzelphänomen. Dass nun in Form eines Hochglanzmagazins der Diskurs angeregt werden soll, bringt auch kritische Stimmen hervor. Dabei ist die Idee, Leiden und Gefühle durch Kunst sichtbar zu machen, keine neue. Kunsttherapien machen genau das.

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